Der unbekannte Peter Bergmann
Crime

Der Unbekannte – Peter Bergmann

Am frühen Morgen des 16. Juni 2009 findet Arthur Kinsella am Strand Rosses Point in Irland die Leiche eines Mannes. Die Spuren führen zu einem Bus-Depot in Derry, in ein Hotel in Sligo und zu Peter Bergmann aus Österreich. Einem Mann, der in Sligo unter Angabe eines falschen Namens und mit falscher Adresse eingecheckt hatte. Einem Mann, den bis heute niemand zu kennen und zu vermissen scheint.

Ankunft in Sligo, Nordirland

Am 12. Juni 2009 bestieg Peter Bergmann, bepackt mit einer schwarzen Laptoptasche und einer schwarzen Reisetasche, im nordirischen Derry einen Bus und stieg um 18:28 an der Haltestelle Sligo, einer irischen Küstenstadt, aus.

Von dort fuhr er mit einem Taxi zum Sligo City Hotel. Er hatte kein Zimmer reserviert und buchte daher erst vor Ort ein Zimmer für drei Nächte. Er checkte mit einem starken deutschen Akzent unter dem Namen Peter Bergmann ein, angeblich wohnhaft Ainstettersn 15, 4472 Wien. Weder der Name, noch die Adresse existieren in Wien. Es wird sich später nicht nachvollziehen lassen, auf welchem Weg und wann er nach Irland eingereist ist. 

Am 13. Juni 2009 kaufte er gegen 11 Uhr vormittags bei der Post in Sligo zehn Briefmarken im Wert von je 82 Cent, außerdem Luftpostaufkleber. Ob er diese tatsächlich nutzte oder was damit geschah, konnte nie festgestellt werden.

Zum Strand

Am 14. Juni verließ Peter Bergmann das Hotel, suchte sich ein Taxi und fragte den Fahrer, Gerard Higgins, nach einem wenig besuchten Strand, an dem er in Ruhe schwimmen könne. Daraufhin brachte der Taxifahrer ihn nach Rosses Point. Bergmann stieg nicht aus dem Taxi; er sah sich nur um und bat Higgins schließlich, ihn zurück nach Sligo zu bringen, wo er das Taxi an der Bushaltestelle Sligo verließ. Higgins erinnert sich gut an Bergmann – aufgrund eines sehr auffälligen Goldzahns, den er hatte. Er erinnert sich außerdem, dass Bergmann ihm erzählte, er sei Österreicher.

Die lilafarbene Plastiktüte

Am 15. Juni 2009 checkte Peter Bergmann um 13:06 Uhr aus dem Hotel aus. Er verließ es mit der schwarzen Laptoptasche, einer lilafarbenen Plastiktüte und einer anderen dunklen Reisetasche als die, mit der er angereist war. Vom Hotel aus nahm er den Weg über die Quay Streete und die Wine Street zum nahegelegenen Shopping-Center „Quayside Shopping Centre“. Um 13:16 verließ er das Shopping Center, ging zur Bushaltestelle, setzte sich dort an einen Tisch vor einem Café und bestellte um 13:36 einen Cappuccino und ein Sandwich. Mit der älteren Dame, die ebenfalls an diesem Tisch saß, wechselte er kein Wort. Während er aß, machte er sich Notizen auf einem Zettel. Diesen Zettel zerriss er jedoch und warf ihn weg. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die schwarze Reisetasche nicht mehr bei sich. Um 14:20 Uhr fuhr er mit dem Bus nach Rosses Point, wo er von 16 verschiedenen Leuten am Strand gesehen wurde, zuletzt gegen 23:50 Uhr. Er schlenderte barfuß mit der lilafarbenen Plastiktasche am Strand umher.

Zwischen dem 12. und dem 15. Juni verließ Peter Bergmann 13 Mal das Hotel – jedes Mal mit einer lilafarbenen Plastiktüte, die befüllt war. Jedes Mal kam er ohne bzw. mit leerer Plastiktüte wieder zurück. Sämtliches in Sligo verfügbares Videomaterial wurde ausgewertet – doch bis heute konnte nicht festgestellt werden, was in dieser Tüte war und was Peter Bergmann mit deren Inhalt getan hat. Auf jeder Aufnahme, die Peter Bergmann zeigt, war er alleine. Nie hat er telefoniert. Auch seine restlichen Habseligkeiten, mit denen er das Hotel am 15. Juni verlassen hatte, wurden die gefunden.

Leichenfund

Am 16. Juni findet Arthur Kinsella mit seinem Sohn in den frühen Morgenstunden (gegen 06:45 Uhr) die Leiche von Peter Bergmann am Strand. Bekleidet war er mit einer Badehose, darüber eine Unterhose und einem dunkelblauen T-Shirt. Am Handgelenk trug er eine Uhr. Nichts davon ließ auf seine Identität schließen; der Mann hatte sogar sämtliche Etiketten aus den Kleidungsstücken geschnitten. Ermittlungen ergaben, dass ein Teil der Kleidung, die er am Tag seines Todes trug, bei C&A in Deutschland verkauft worden war.

Die Obduktion ergab, dass die Todesursache nicht Ertrinken war – Peter Bergmann starb an „akutem Herzstilland“. Fremdeinwirkung konnte nicht festgestellt werden. Die Obduktion ergab außerdem, dass Peter Bergmann Prostatakrebs im Endstadium sowie Knochenkrebs gehabt hatte. Er hatte bereits mehrere Herzinfarkte und hatte nur noch eine Niere. Der toxikologische Bericht war unauffällig. Er war etwa 179 cm groß und zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Nachspiel

Bis heute liegt Peter Bergmann in einem namenlosen Grab in Sligo. Seit über einem Jahrzehnt arbeiten die irische Polizei und Interpol zusammen, um die Identität des Toten zu klären. Bis heute wurde er nicht vermisst gemeldet.

Peter Bergmann scheint alles dafür getan zu haben, um niemals identifiziert zu werden. Und am Ende scheint er damit Erfolg zu haben.


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Geschrieben von

Autorin. Rechtsanwältin. Apfel-affin. Katzennärrin. Nervtötend.

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Montagschnipsel 17.08.2020
 
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4 Comments

  • Anonymous

    Es könnte sein, dass dieser Mann mir bekannt ist. Ich bin kürzlich durch eine Person auf dieses Foto aufmerksam gemacht worden, mit der ich eine gemeinsame Zeit bei der NVA verbrachte. Peter Bergmann, der auch von einer anderen Person mit diesem Foto in Verbindung gebracht wurde, stammt aus Altwarp in M-V (Deutschland). Falls es die Person sein sollte, diente P. B. von 1979 bis 1980 in Pasewalk im Pionierbatallion, Chemikerkompanie in der ARIS (zugehörig zum MB 5, Neubrandenburg). Ich war mit zwei weiteren Personen auf demselben Zimmer mit ihm, die dieses Foto seiner Person zuordnen.
    Ich finde keinen geeigneten Kontakt, um dies polizeilich anzuzeigen, es ist ja kein Notfall. Jedoch würde es in meinem Interesse sein, bei der Aufklärung zu helfen. In „Allmystery“ wurde ich wohl falsch verstanden.
    MfG,
    „Tarzan“

    • Adrenalin

      Hallo „Tarzan“,

      an Ihrer Stelle würde ich mich an die nächste Polizeidienststelle oder direkt an das Bundeskriminalamt (BKA) wenden. Das BKA ist „Teil“ von Interpol; Interpol wiederum ermittelt meines Wissens nach immer noch in diesem Fall. Vielleicht können Sie so zur Klärung des Falles beitragen!

      Herzliche Grüße

  • Red Bunny

    Peter Bergmann, Gerichtsmedizinfoto, BKA, 2009

    In seinen noch am Strand befindlichen Kleidungsstücken fand man keinerlei Etiketten, diese waren herausgetrennt worden. Es waren noch etwa 150 €, eine Packung Aspirin, die in der Tschechei produziert worden war und Deutschland verkauft wurde, zu finden. Die Kleidung, die der Unbekannte an dem Tag seines Todes trug, war teilweise bei C & A in der Bundesrepublik verkauft worden. Daher fragt das Bundeskriminalamt in Wiesbaden

    Wer kennt den unbekannten Mann?

    Wer hat ihn möglicherweise auf der Reise nach Irland getroffen?

    Wer vermisst diese Person oder kennt jemanden, der diese Person vermisst? Wer hat andere Beobachtungen in fraglicher Zeit gemacht?

    In diesem Zusammenhang wird auch das angrenzende Ausland zu sachdienlichen Informationen aufgefordert. Wer einen Hinweis hat, wende sich bitte an das Bundeskriminalamt in Wiesbaden unter der Telefonnummer Der Kriminaldauerdienst des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden Telefon: +49 (0) 611 55-13101

  • McGurk

    Hi Tarzan,

    I am currently researching this case and would really love to hear from you. If you would prefer to remain annoymous you of course can but would love to just have a brief chat about it.

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    I hope to hear from you.

    Best,

    Jessica

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