Der Schuh
Natur & Umwelt

Der Schuh – Katastrophe!

Sollten Sie jetzt einen Artikel über Schuhe erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen. Bei diesem Text handelt es sich um eine Serie. Was, wie, wo, warum – die Antworten darauf finden Sie im ersten Teil.

Um Ihnen die Tragik der Ereignisse, die ich Ihnen heute erzählen werde, zu verdeutlichen, muss ich zunächst erklären, wie ich damals gewohnt habe, als Schühchen ihre Babys bekommen hat. Anfang April 2013 bin ich nach München-Sendling in eine ruhige Seitenstraße gezogen (wäre da nicht schräg unter mir das griechische Restaurant gewesen, dessen Gäste, zumindest gefühlt, mehr zum Rauchen vor der Tür waren als zum Essen im Restaurant. Diese Information ist für Sie absolut irrelevant, ich bin allerdings kurz emotional geworden ob des ständigen nächtlichen Lärms.).

Meine 54 Quadratmeter große zwei-Zimmer-Wohnung befand sich in der 4. Etage eines fünfstöckigen Hauses. Im Wohnzimmer und im Schlafzimmer hatte ich Fenster, die zur Straßenseite (und zum Griechen, grrrrrrrrr) lagen. Im ersten Stock dieses Hauses gab es einen Vorsprung von etwa zwei Metern Tiefe, ähnlich einem Balkon. Direkt an mein Wohnzimmer grenzte meine halboffene Küche.

Einen Balkon hatte ich in dieser Wohnung nicht. Da ich zu dem Zeitpunkt rauchte und es schon damals absolut widerlich fand, in geschlossenen Räumen zu rauchen, stand oft das Fenster im Wohnzimmer offen.  Da es nicht vergittert war, öffnete ich es allerdings nur, wenn ich im Wohnzimmer war, damit Schühchen nichts passieren kann.

Auch am 4. Juli 2013 war ich mit Schühchen und den Babys im Wohnzimmer. Die drei tollten durch die Gegend und waren glücklich. Das Wohnzimmer-Fenster stand offen. Ich wollte nur kurz etwas aus der Küche holen, stand am Durchgang mit dem Rücken zum Fenster – und hörte einen dumpfen Knall. Ich wusste sofort, was passiert war. Ich rannte zum Fenster (soweit man auf einer Strecke von etwa 5 Metern überhaupt von Rennen sprechen kann), sah hinunter – und sah nichts. Ich rief Schühchens Namen und bekam einen einzigen, lauten Antwortruf von ihr. Sie war aus dem Fenster im 4. Stock gefallen oder gesprungen, aber sie war am Leben. Voller Panik schnappte ich mir meinen Schlüssel und lief die vier Stockwerke nach unten – der Aufzug hätte viel zu lange gebraucht. Draußen fand ich mein Schühchen – eng an die Hauswand gekuschelt, am Boden ein paar Blutstropfen. Das kleine graue Fellknäuel sah mich verständnislos aus ihren großen Kulleraugen an. Ich hob sie vorsichtig hoch und brachte sie in die Wohnung.

Oben angekommen, legte ich Schühchen sanft auf meinen Schoß und versuchte, die Tierrettung zu erreichen. Ich wollte Schühchen nicht mehr bewegen als unbedingt notwendig, zudem kannte ich mich in München gar nicht mehr aus. Zwischenzeitlich wollte Schühchen nicht mehr auf mir liegen, ich legte sie also vorsichtig auf den Boden. Bei der Tierrettung ging trotz mehrmaliger Anrufe niemand an das Telefon. Als ich einen Blick auf das Schühchen am Boden warf, sah ich, dass sie blutete. Die Quelle des Bluts konnte ich allerdings nicht ausmachen. Da bei der Tierrettung weiterhin niemand zu erreichen war, rief ich meine Mutter an, ein wandelnder München-Stadtplan, und sie kam, um uns in die Uniklinik zu fahren.

Der Schuh - Katastrophe
Der Schuh in der Tierklinik

Als wir gegen 22:15 in der Klinik ankamen, mussten wir erst einmal warten. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schrecklich das war. Ich habe Angst um das Leben meiner Katze und werde freundlich gebeten, doch erst einmal im Warteraum Platz zu nehmen. „Haben die Lack gesoffen?“ war das einzige, was ich da noch denken konnte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich wurde Schühchen für die Untersuchung abgeholt. Und es war wie ein Wunder. Das ganze Blut, das in der Wohnung über den Boden lief, kam vermutlich von einem kleinen Riss in der Blase, der schon wieder geheilt war, als sie untersucht wurde. Keinerlei innere Verletzungen.  ABER. Ein zertrümmertes Knie sowie ein senkrecht vierfach gespaltener Oberschenkel-Knochen. Die Stiefelette muss volle Kanne auf die Kante des Vorsprungs im ersten Stock geknallt sein. Das bedeutete natürlich: Operation. Chefarztbehandlung. Selbstverständlich. Der erfolglose Versuch, mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil ich schuld daran war, dass sie aus dem Fenster gefallen/gesprungen war.

Schühchen wurde also am nächsten Tag direkt operiert und durfte nach ein paar Tagen wieder nach Hause. Allerdings musste sie sich schonen, sprich: Sie musste in einen Käfig gesperrt werden, in dem sie sich nicht sonderlich viel bewegen konnte. Für mindestens 6 Wochen, die Ärzte rechneten eher mit 8 – 10 Wochen.

Der Schuh - Katastrophe
Der Schuh nach der OP

Und die Babys? Rot und Türkis konnten leider nicht bleiben. Zum Zeitpunkt des Fenstersturzes waren sie gerade einmal sechs Wochen alt. Evi nahm die beiden Kleinen bei sich auf und jubelte sie einer ihrer Katzenmamis unter, die die beiden mit aufzog. Der Fröhlichkeit der beiden Katzis hatte das allem Anschein nach zumindest keinen Abbruch getan!


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Geschrieben von

Autorin. Rechtsanwältin. Apfel-affin. Katzennärrin. Nervtötend.

 
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