Blende, Belichtung, Fokus und ISO: Fotografie für Anfänger
Fotografie

Blende, Belichtung, Fokus und ISO: Fotografie für Anfänger

Ich habe schon immer gerne fotografiert. Was man halt gerne so als Fotografieren bezeichnet: Handy genommen, drauf gehalten und einen Schnappschuss gemacht. Irgendwann war mir die Qualität der Handyfotos allerdings zu schlecht, und ich wollte eine Kamera, mit der man zoomen kann. Konsequenz: Ich kaufte mir für 500 Euro eine Kompaktkamera von Sony, stellte sie auf „Automatik“ ein und packte sie in die Handtasche. Mit den Einstellungsmöglichkeiten wollte ich mich nie beschäftigen – viel zu kompliziert – oder?

Nein. Eigentlich nicht. Nicht, wenn es einem mal so kompakt und in Grundzügen erklärt wird, dass man zumindest einmal versteht, was was ist und was es bedeutet/bewirkt. Aber solche groben Überblicke sucht man vergebens – zumindest solche, die man wirklich verstehen kann. Ich versuche hier also, einfach einen ersten Einblick in das Thema Fotografie zu geben und die grundlegendsten Dinge verständlich zu erklären. Da ich selbst noch eine blutige Anfängerin bin, sollte es mir relativ leicht fallen, die Dinge einfach darzustellen.

Für das Fotografieren sind drei Einstellungen wichtig: Die Blende, die Belichtungszeit und die ISO. Das Fokussieren streife ich, der Vollständigkeit halber, ebenfalls am Rande.

Die Blende

Die Blende ist der Teil der Kamera des Objektives, durch den das Licht einfällt. Man kann die Blende weiter öffnen, so dass mehr Licht einfällt, oder man kann sie schließen, so dass weniger Licht einfällt. Grundsätzlich gilt: Je weiter geöffnet die Blende ist, desto mehr Licht fällt ein, und desto heller wird das Bild. Je weiter die Blende geschlossen ist, desto weniger Licht fällt ein und desto dunkler wird das Bild.

Wie weit die Blende geöffnet werden kann, wird bei Kameras bzw. bei Objektiven mit dem Wert „f./[hier Zahl einfügen]“ angegeben. Und jetzt wird es paradox: Je kleiner dieser Wert ist, desto größer ist die Blende. Sie ist also weiter geöffnet. Fragt mich bitte nicht, was das Ganze soll, denn es ist, zumindest für jemanden wie mich ohne das technische/physikalische Verständnis, absolut unlogisch: Je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Blende. Je größer die Blendenzahl, desto kleiner die Blende. Man muss das tatsächlich auswendig lernen, und ich muss auch nach Wochen immer noch kurz drüber nachdenken, ob meine Blende jezt offen oder zu ist.

Die Einstellung der Blende hat aber nicht nur Auswirkungen auf das Licht. Die gewählte Blende beeinflusst auch den Schärfebereich des Bildes und die generelle Schärfe des Bildes. Je kleiner die Blende ist (also je höher die Blendenzahl), desto größere Bereiche des Bildes werden scharf. Je größer die Blende ist (also je kleiner die Blendenzahl), desto unschärfer werden große Teile des Bildes. Es ist also bei großer Blende besonders wichtig, genau das zu fokussieren, was man scharf dargestellt haben möchte, da alles, was sich davor oder dahinter befindet, unscharf wird. Das zeigt sich bei Systemkameras oder Handys weniger deutlich als bei Kameras mit Wechselbjektiven. Womit wir beim nächsten Punkt wären:

Das Fokussieren

Man muss der Kamera zumindest sagen, welchen Bereich sie scharf stellen soll, welcher Teil des Bildes also richtig scharf sein soll. Am einfachsten geht das mit dem Autofokus: Hier kann man, wie bei Handykameras auch, einen bestimmten Bereich auswählen. Im Display bzw. im Sucher erscheint ein kleines Viereck (Fokusfeld). Der Bereich in diesem Viereck wird von der Kamera automatisch fokussiert und somit scharf. Das Viereck lässt sich an (fast) jeden beliebigen Punkt des Bildes verschieben. Dass die Kamera den von Ihnen gewählten Punkt erfolgreich fokussiert hat, erkennt man daran, dass das Viereck einen grünen Rahmen hat, wenn man den Auslöser nur halb runterdrückt.

Manchmal lassen die Lichtverhältnisse allerdings nicht zu, dass die Kamera automatisch fokussiert – die Kamera kann nicht erkennen, was sie scharf stellen soll. In diesem Fall muss man manuell fokussieren. Auch hier sieht man das Fokusfeld, also den Bereich, der scharf gestellt wird. Man muss nun allerdings das Schärfen manuell vornehmen – je nach Kamera funktioniert das durch das Drehen von Rädchen oder Drücken von Tasten. Man muss sich das Bild im Sucher bzw. im Display anschauen und mit den eigenen Augen prüfen, bei welcher Einstellung der Bildausschnitt scharf aussieht.

Die Verschlusszeit (Belichtungszeit)

Mit der Blende haben wir eingestellt, ob viel oder wenig Licht in die Kamera einfallen soll. Mit der Verschlusszeit können wir nun einstellen, wie lange das Licht in die Kamera einfallen soll.

Grundregel: Fotografiert man „aus der Hand“, also ohne Stativ, sollte die Verschlusszeit höchstens 1/100 Sekunde betragen. Dauert die Belichtung länger (also z. B. nur 1/50 Sekunde), werden die Fotos meistens verwackelt. **Allerdings kommt es hier auch auf den Fotografen an: Wer eine ruhige Hand hat, kann durchaus noch mit 1/50 Sekunde fotografieren. Oder man legt die Kamera irgendwo an oder stellt sie auf. Wie auch immer, **man sollte also die anderen Einstellungen (Blende und ISO, dazu später) so wählen, dass man höchstens 1/100 Sekunde lang belichtet.

Auch die Verschlusszeit hat Auswirkungen darauf, wie hell das Bild wird. Genauso wie die Blende. Die beiden sind also eng miteinander verknüpft. Je länger man belichtet, desto länger fällt das Licht in die Kamera, und desto heller wird die Aufnahme.

Die ISO

Die ISO gibt die Filmempfindlichkeit bzw. Lichtempfindlichkeit des Sensors an. Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer die Lichtempfindlichkeit. Grundsätzlich gilt: Je niedriger man die ISO wählt, desto weniger Bildrauschen hat man letztendlich im Foto. Von Bildrauschen spricht man, wenn auf dem Bild körnige Strukturen zu sehen sind.

Das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO

Alle drei Werte beeinflussen die Helligkeit der Aufnahme. Je nachdem, welchen Wert man wie stark verändert, kann die Veränderung Nachteile mit sich bringen, die man nicht möchte.

Es ist also wichtig, eine Balance zwischen den dreien zu finden. Diese Balance entsteht durch unterschiedliche Einstellungen, je nachdem, in welchen Lichtverhältnissen man fotografiert. Ich verwende immer die Blendeneinstellung als Ausgangspunkt. Das bedeutet, die Blende stelle ich als erstes ein. Denn ich weiß in der Regel von vornherein, ob ich das gesamte Bild scharf haben möchte, oder ob ich den Fokus nur auf einen bestimmten Bereich lenken möchte und der Hintergrund unscharf werden soll. Erst, wenn ich die Blende eingestellt habe, mache ich mir Gedanken über ISO und Belichtungszeit. Fotografiere ich mit Stativ, kann ich problemlos eine lange Belichtungszeit wählen, so dass ich in der Regel einen sehr niedrigen ISO-Wert wähle. Aber Achtung: Auch eine lange Belichtung kann zu Bildrauschen führen. Fotografiere ich ohne Stativ, habe ich keinen großen Spielraum – ich muss die ISO so hoch einstellen, dass ich maximal eine Belichtungszeit von 1/100 Sekunde habe.

Anders sieht es aus, wenn man den Sternenhimmel fotografieren möchte. Hier kann man maximal 20 Sekunden belichten, da die Sterne anderenfalls durch die Erdrotation einen „Schweif“ bekommen. Man sieht also bei längerer Belichtungszeit schon, dass die Erde rotiert und die Lichtquelle, also der Stern, nicht stillgestanden hat. In diesem Fall muss ich also in jedem Fall die ISO so hoch stellen, dass eine Belichtungszeit von max. 20 Sekunden möglich ist.

Fazit

Schlussendlich wird man im Laufe der Zeit immer erfahrener, bei welchem Licht welche Einstellungen empfehlenswert sind, so dass man nicht immer eine halbe Ewigkeit ausprobieren muss. Wichtig ist, dass man sich dabei das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO immer bewusst macht. Und nicht vergisst, dass eine große Blendenzahl eine kleine Blende bedeutet, und eine kleine Blendenzahl eine große Blende.

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Beitragsbild: Skitterphoto

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Geschrieben von

Autorin. Rechtsanwältin. Apfel-affin. Katzennärrin. Nervtötend.

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