Salman Rushdie
Crime

Salman Rushdie: Anschlag nach einer Fatwa aus dem Jahr 1989

Am 12.08.22 ist im US-Bundestaat New York ein Anschlag auf den Schriftsteller Salman Rushdie verübt worden. Bei dem Anschlag wurde Rushdie lebensgefährlich verletzt, konnte in einem Krankenhaus jedoch stabilisiert werden. Dem Anschlag war eine sogenannte Fatwa vorausgegangen, die am 14. Februar 1989 vom iranischen Ajatollah Ruhollah Chomeini erlassen wurde. Ob ein Zusammenhang zwischen der Fatwa und dem Anschlag besteht, ist bisher nicht geklärt worden. Angeblich soll der mutmaßliche Täter jedoch mit dem schiitischen Extremismus und der „Islamischen Revolutionsgarde“ sympathisieren.

Der Anschlag

Am 12.08.22 gegen 17:00 Uhr unserer Zeit (11:00 Uhr Ortszeit) befand sich Salman Rushdie auf einer Bühne der Chautauqua Institution, einem Erziehungs- und Kulturzentrum in einem ländlichen Gebiet des US-Bundesstaates New York. Dort wollte er über verfolgte Künstler sprechen. Der Vortrag hatte noch nicht begonnen, als ein schwarz gekleideter Mann in Richtung Bühne stürmte, diese erklomm und Rushdie mit einem Messer attackierte. Rushdie erlitt mehr als zehn Messerstiche und wurde lebensgefährlich verletzt. Auch der Moderator der Veranstaltung erlitt, wenn auch nur leichte, Verletzungen. Mehrere Mitarbeiter der Veranstaltung und Zuschauer stürzten sich auf den Verdächtigen und brachten ihn zu Boden. Salman Rushdie wurde in ein Krankenhaus in Erie, Pennsylvania, geflogen.

Nach einer Notoperation wurde Rushdie an ein Beatmungsgerät angeschlossen und war zwischenzeitlich nicht ansprechbar. Andrew Wylie, der Manager des Autors, hatte zuletzt mitgeteilt, Rushdie sei im Krankenhaus operiert worden. Er könne nicht sprechen und werde wahrscheinlich ein Auge verlieren. Außerdem seien Nervenstränge in seinem Arm durchtrennt und seine Leber beschädigt worden.

Am Sonntag berichteten mehrere Medien, dass Salman Rushdie bereits wieder sprechen konnte und sogar gescherzt habe. Die Genesung würde jedoch ein langwieriger Prozess sein.

Der Täter

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um den 24-jährigen Hadi Matar aus Fairview, New Jersey. Dieser hatte sich mit einem Passierschein Zutritt zum Gelände verschafft. Der Verdächtige soll einen Führerschein mit dem Nachnamen eines berüchtigten Hisbollah-Kommandanten, nämlich Imad Mughniyah, besitzen. Der Vorname auf dem Führerschein lautet allerdings „Hassan“.

Die State Police des Bundesstaats New York teilte mit, dass die Anklage auf „Versuchter Mord zweiten Grades“ sowie „Körperverletzung zweiten Grades“ (second degree murder, bedingter Vorsatz, Totschlag) lautet. Der Anwalt des Beschuldigten plädierte auf nicht schuldig.

Die Fatwa

Eine Fatwa ist eine von einer muslimischen Autorität auf Anfrage erteilte Rechtsauskunft, die dem Zweck dient, ein religiöses oder rechtliches Problem zu klären, das unter Angehörigen des Islam aufgetreten ist. Die Einflusssphäre der jeweiligen Fatwa beruht auf der persönlichen Autorität ihres Verfassers; das bedeutet, dass – anders als im Gerichtsurteil – die in der Fatwa vertretene Rechtsauffassung nur bindend für diejenigen ist, die diese Autorität auch anerkennen. (Quelle: Wikipedia).

In der bereits erwähnten Fatwa vom 14. Februar 1989 verlangte der Schiitenführer Chomeini die Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie wegen angeblicher Gotteslästerung in dessen erstmals im September 1988 in London öffentlich vorgestelltem Buch „Die Satanischen Verse“ und wegen Abfalls vom Islam. Rushdie selbst gibt jedoch an, kein Muslim zu sein.

Die Regierung des Iran distanzierte sich unter Präsident Khatami 1998 von Chomeinis Mordaufruf. Im Februar 2016 meldete der Independent jedoch, dass vierzig staatliche iranische Medien zum Jahrestag der Fatwa das Kopfgeld für den Tod Rushdies um 600.000 US-Dollar – auf insgesamt mittlerweile fast 4 Millionen US-Dollar – erhöht hatten.

Die Fatwa hatte zur Folge, dass Salman Rushdie sich lange Zeit verstecken und mit Personenschützern umgeben musste. Außerdem wurden Menschen, die am Buch „Die Satanischen Verse“ mitarbeiteten, verletzt oder getötet.

  • Der italienische Übersetzer Ettore Capriolo wurde am 3. Juli 1991 in seiner Wohnung in Mailand durch Stiche verletzt.
  • Der japanische Übersetzer Hitoshi Igarashi wurde am 11. Juli 1991 im Gebäude seines Büros an der Universität Tsukuba erstochen.
  • Der norwegische Verleger, William Nygaard, wurde durch Schüsse schwer verletzt.

Reaktionen weltweit und im Iran

Der Anschlag auf Rushdie hat weltweit für Bestürzung und Abscheu gesorgt. Viele Politiker äußerten ihr Entsetzen und sprachen dem Opfer Mut zu.

Staatliche Medien im Iran allerdings reagierten ganz anders. Die Zeitung „Vatan Emrooz“ titelte: „Messer im Nacken von Salman Rushdie“ und die Zeitung „Chorasan“ gab „Satan auf dem Weg zur Hölle“ von sich. Die Nachrichtenseite Asr Iran veröffentlichte ein Zitat von Chamenei, in dem dieser verlauten ließ, der vom ehemaligen iranischen Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Chomeini abgeschossene „Pfeil“ werde eines Tages das Ziel treffen.

Der Autor Salman Rushdie

Geboren wurde Rushdie im Jahr der indischen Unabhängigkeit 1947 in der Metropole Mumbai (damals Bombay). Er studierte später Geschichte am King’s College in Cambridge. Seinen Durchbruch als Autor hatte er mit dem Buch „Mitternachtskinder“, das 1981 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde.

Sein Buch „Die Satanischen Verse“ erschien im Jahr 1988. Es handelt von indisch-muslimischen Immigranten in Großbritannien und ist teilweise vom Leben des islamischen Propheten Mohammed inspiriert. Personen, die im Islam eine Rolle spielen, werden zwar nicht genannt, es gibt jedoch Ähnlichkeiten mit Persönlichkeiten bzw. Gegebenheiten der koranisch-/islamischen Geschichte. Daraus ergab sich der Vorwurf religiöser Fanatiker, dass Rushdie den Propheten Mohammed verhöhnt habe. Die Jagd war eröffnet…

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Beitragsbild: Salman_Rushdie_2012_Shankbone.JPG: David Shankbone derivative work: Parzi, Salman Rushdie 2012 Shankbone-2, CC BY 3.0

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