Die Familie Meyer - Rimkus
Crime

Death Valley – Das mysteriöse Verschwinden einer ganzen Familie

Eine Patchwork-Familie aus Dresden, Egbert Rimkus, dessen 11-jähriger Sohn Georg Weber, seine Lebensgefährtin Cornelia Meyer und deren 4-jähriger Sohn Max, kommt am 8. Juli 1996 am Flughafen Seattle-Tacoma an. Von dort fliegen sie direkt weiter nach Los Angeles – die Familie will 3 Wochen Urlaub in den USA machen. Geplant ist, dass sie durch Teile der USA reisen, weshalb sie in L.A. bei der Firma Dollar car rentals einen grünen Minivan Plymouth Voyager mieten. Ihre Reise führt sie zunächst in die Gegend von San Clemente in Südkalifornien und von dort weiter nach Las Vegas in Nevada. In Las Vegas checken sie im Treasure Island Hotel and Casino ein.

Im Death Valley

Ihre erste Nacht im Death Valley verbringen sie in ihrem Auto im Hanaupah Canyon in der Nähe des Telescope Peak. Übernachtungen in einem Hotel kommen für Egbert, Cornelia und die Kinder nicht mehr in Frage – sie hatten bereits mehr Geld ausgegeben, als ursprünglich geplant. Zwar hatte Egbert vom Hotel in Las Vegas aus seiner Exfrau noch ein Fax geschickt mit der Bitte, ihm noch etwas Geld zu schicken – das tat sie jedoch nicht.

Tags darauf, am 23. Juli, besucht die Familie verschiedene Touristenorte. In Warm Springs trägt Cornelia die Namen aller Familienmitglieder im Gästebuch des verlassenen Bergbaucamps ein. Der Eintrag lässt darauf schließen, dass die Familie in Richtung Mengle Pass unterwegs ist. In der Gegend sind zu dieser Zeit nur selten Touristen unterwegs; die Familie ist ganz allein. Bei Temperaturen von tagsüber über 50 Grad Celsius und nachts von wenigstens 33 Grad Celsius ist dieser Ort für den Menschen genau das, was sein Name über ihn aussagt – ein Tal des Todes, zumindest, wenn man nicht genügend Wasser und Mineralien zu sich nimmt.

Eintrag im Gästebuch
Eintrag im Gästebuch des Bergbaucamps

Vergebliches Warten

Am 27. Juli wartet Egbert‘s Exfrau, Heike Weber, am Flughafen umsonst auf die Rückkehr ihres Sohnes Georg – keines der Familienmitglieder ging an Bord der Maschine, die sie eigentlich nach Hause zurückbringen sollte. Auch Hinweise darauf, dass die Familie die USA auf anderem Wege verlassen habe, gibt es nicht. 

Heike macht sich Sorgen und kontaktiert daher das Reisebüro, das den Urlaub der Patchworker arrangiert hatte. Am 31. Juli erfährt das Reisebüro von der Mietwagenfirma, von der das Auto der Familie stammte, dass das Auto nicht, wie geplant, am 26. Juli zurückgegeben wurde. Die Mietwagenfirma meldet das Fahrzeug am 10. September als gestohlen.

Das Fahrzeug wird gefunden

Da auch das Reisebüro den Aufenthaltsort der Familie nicht ermitteln kann, meldet es diese am 14. August 1996 bei Interpol als vermisst. Am 21. Oktober schließlich wird der Minivan von einem Ranger des Death Valley Nationalparks, Dave Brenner, aus einem Hubschrauber heraus entdeckt, während er sich auf einer routinemäßigen Luftüberwachungsmission befindet. Diese Luftüberwachung erfolgt regelmäßig, um nach Laboren zur Herstellung illegaler Drogen zu suchen.

Der grüne Plymouth Voyager befindet sich in einem äußerst abgelegenen Teil des Death Valley, im Anvil Canyon, abseits jeder offiziellen Straße. Dave landet den Hubschrauber und untersucht den offenbar schon einige Zeit verlassenen Wagen. Er findet unter anderem leere Nahrungsmittelverpackungen und Wasserflaschen sowie, ganz in der Nähe, Toilettenpapier und Fäkalien.

Der Mini-Van im Death Valley
Der Mini-Van im Death Valley

Verbrechen oder Unglück?

Bei der Untersuchung des Fahrzeugs wird festgestellt, dass drei der vier Reifen platt waren und sich der vierte Reifen bereits gelöst hatte. Die Reifen wurden durch das Fahren über das felsige Gelände schwer beschädigt. Dies lässt eines vermuten – die Familie dürfte Opfer des Tal des Todes geworden sein, nicht Opfer eines Menschen.

Nach dem Fund des Wagens führen mehr als 200 Rettungshelfer eine ausgedehnte Suche in der Nähe des Fahrzeugs durch – ohne Erfolg. Lediglich eine Bierflasche wird entdeckt, gut eine Meile vom Fahrzeug entfernt unter einem Busch. Die Suche wird ohne weitere Ergebnisse am 26. Oktober 1996 abgebrochen.

Jahre später

In den darauffolgenden Jahren werden immer wieder Suchen von Rettungstrams sowie privaten Gruppen durchgeführt; keine davon lieferte auch nur einen Hinweis.

Im Jahr 2009 wird Tom Mahood auf den Fall der verschwundenen Familie aufmerksam – und macht sich zusammen mit Les Walker ebenfalls auf die Suche. Nachdem auch er vergeblich gesucht hat, denkt er nach – und er versucht, zu denken, wie jemand, der nicht aus den USA kommt. Vom Standpunkt des Fahrzeugs aus gibt es drei Möglichkeiten, um nach Hilfe zu suchen: 

Einmal kommt der etwa 6,5 Kilometer entfernte Weg zurück zur Butte Valley Stone Cabin in Betracht, an der sie vorbeigekommen sind. Diese ist zwar, wie sie wissen, verlassen, aber wenigstens gäbe es zumindest für begrenzte Zeit Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser. Allerdings ist diese Hütte nicht besetzt – und es kann lange dauern, bis hier wieder Touristen vorbei kommen, die der Familie helfen. 

Zweite Option ist die etwa 30 Kilometer entfernte Hauptstraße – doch diese zu Fuß in dieser Hitze zu erreichen, und auch noch mit einem 4-jährigen Kind, ist praktisch unmöglich.

Bleibt noch der etwa 13 Kilometer entfernte Marineluftwaffenstützpunkt China Lake. Militärstützpunkte in Deutschland sind üblicherweise alle besetzt; in den Wüstengebieten der USA hingegen ist es üblich, das viele davon verlassen sind – so auch der Militärstützpunkt China Lake. Dass dieser Stützpunkt verlassen ist, weiß die Familie mit Sicherheit nicht, denn es ist nicht in ihrer Karte vermerkt. Und aus Deutschland sind sie es gewohnt, dass Stützpunkte besetzt sind. Tom Mahood geht davon aus, dass die Familie hier ihre beste Chance sah: Zu Fuß zur Militärstation, wo sie mit Sicherheit auch Nahrung und Lebensmittel erhalten würden, und natürlich die Hilfe des Militärs, um ihren Rückflug nach Deutschland noch zu erreichen.

Gefunden!

Erstmals sucht also jemand in Richtung des Militärstützpunktes nach der Familie – und tatsächlich: Am 12. November 2009, mehr als 13 Jahre nach dem Verschwinden von Egbert, Cornelia, Georg und Max, stoßen Les Walker und Tom Mahood etwa auf halbem Weg zwischen dem Ort, an dem der Minivan gefunden wurde, und dem Militärstützpunkt, in Goler Wash, auf die Skelettüberreste einer Frau. Etwas weiter entfernt werden die Skelettreste eines Mannes gefunden – eine DNA-Analyse ergibt, dass es sich um die Knochen von Egbert Rimkus handelt. Die weiblichen Knochen wurden nie bzgl. ihrer DNA untersucht, dennoch gehen die Behörden zweifelsfrei davon aus, dass es sich um die sterblichen Überreste von Cornelia Meyer handelt, da bei den Knochen unter anderem ihre Geldbörse gefunden wurde.

Die Geldbörse
Die Geldbörse von Cornelia Meyer

Tom Mahood geht davon aus, dass die vier zunächst Richtung Mengle Pass fuhren und sich dann westlich in Richtung Butte Valley hielten. Da die Straßenzustände sehr schlecht waren, hielten sie vermutlich an der sogenannten Stone Cabin, in der Hoffnung, dort jemanden zu finden und nach besser befahrbaren Wegen fragen zu können. Doch auch dort war niemand. Sie nahmen aus der Stone Cabin eine Flagge als Souvenir mit – die Flagge wurde später ebenfalls im Fahrzeug gefunden. 

Verbleib der Kinder

Die Kinder wurden bis heute nicht gefunden. Es gibt zwar Gerüchte, wonach Sucher in der Nähe des Fundortes von Cornelia und Egbert Knochen gefunden haben, bei denen es sich um Kinderknochen handeln könnte; eine offizielle Bestätigung hierüber gibt es aber nicht.

Todesursache der Familie war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Dehydrierung. Hinweise auf eine Gewalttat gibt es nicht.

Interview mit Les Walker

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Geschrieben von

Autorin. Rechtsanwältin. Apfel-affin. Katzennärrin. Nervtötend.

 
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