Der Schuh – takes it easy
Sollten Sie jetzt einen Artikel über Schuhe erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen. Bei diesem Text handelt es sich um eine Serie. Was, wie, wo, warum – die Antworten darauf finden Sie im ersten Teil.
Spoiler: Dieser Artikel enthält unfassbar viele Katzenfotos. Wenn Sie also keine Katzenfotos mehr sehen können, weil Sie davon auf Twitter, Facebook und weiß der Teufel wo sonst noch damit überhäuft werden, gehen Sie bitte weiter. Dann werden Sie allerdings auch nicht erfahren, wie Schühchens Leben weitergeht. Pest oder Cholera, Sie wissen schon …
Ab dem ersten Tag in Hamburg war klar – Schühchen ist eine Katze, der die Umgebung total egal ist, Hauptsache, ihre Menschen sind bei ihr. Dann ist sie glücklich. Sie wollen Beweise? Bittesehr. Die nachfolgenden Bilder stammen von ihrem ersten Besuch in Hamburg. Ich schwör‘!
Aber manche Sachen waren ihr eben doch unheimlich. Als sie das erste Mal hörte, wie der Mann Gitarre spielte, nahm sie Reißaus. Allerdings wirklich nur beim ersten Mal – inzwischen kommt sie angelaufen, sobald die ersten Gitarrentöne erklingen.
Damals, 2014, war ich noch im Referendariat und musste auf das Zweite Staatsexamen bzw. die mündliche Prüfung lernen. Selbstverständlich war mir der Schuh auch in dieser Zeit eine große Hilfe. Sei es, indem er beim Einsortieren von Loseblattsammlungen half oder sich aktiv an Lerntätigkeiten beteiligte – ohne meinen Coach in Katzengestalt hätte ich mein Examen wohl kaum schaffen können. Wie man an ihrem Blick unschwer erkennen kann, musste sie ab und an auch mal streng mit mir werden. Diesen Blick ernte ich noch heute, wenn ich nicht schnell genug meine angewinkelten Beine ausstrecke, damit Madame sich auf mir niederlassen kann, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Zusammenfassend lässt sich zur Zeit der Examensvorbereitung sagen: Schühchen war die Gesetzeshüterin.
Auf der ersten Fahrt nach Hamburg gemeinsam mit der Stiefelette habe ich eins gelernt: Reisende Katzen wollen auf einer Reise nur reisen. Sie wollen kein Futter, kein Wasser, kein Katzenklo – sie wollen einfach reisen. Gut. Vermutlich wollen sie nicht einmal das. Bei allen nachfolgenden Fahrten musste ich Schühchen immer mit List und Heimtücke unter dem Bett hervorlocken, weil sie so gar keine Lust hatte, wieder in den Katzenkorb zu müssen. Aber hey – wir haben alle unser Päckchen zu tragen.
Da wir nun also immer öfter gemeinsam nach Hamburg fuhren, und ich nicht immer meine Klamotten mitschleppen wollte, baute ich in der Wohnung des Mannes einen „Schrank“ für meine Kleidung auf. Der Schrank bestand lediglich aus ein paar Stangen und einem übergeworfenen Stück Stoff. Eines Tages kamen wir in die Wohnung und suchten verzweifelt die Katze. Nach etlichen Stunden fanden wir sie tiefenentspannt auf ebendiesem Schrank, der Stoff tief durchhängend aufgrund des Gewichts von Frau Schuh. Die ganze Zeit während der Suche hat sie keinen Mucks gemacht, der Satansbraten!
Nachdem das Zweite Staatsexamen erfolgreich absolviert war, Schühchen und ich die Schnauze voll hatten vom ewigen Pendeln, beschlossen wir Anfang 2015 einstimmig, zum Mann nach Hamburg zu ziehen. Dafür mussten wir uns allerdings eine größere Wohnung suchen – die 50 m² – Wohnung des Mannes war definitiv zu klein für uns drei. Außerdem war es eine Dachgeschosswohnung, und – bei aller Liebe – im Sommer unerträglich. Im Hochsommer war es schon absoluter Luxus, die Temperaturen durch nächtliches Durchlüften auf 35° Celsius zu senken.
Anfang April bezogen wir also eine neue Wohnung – im gleichen Gebäude wie vorher, allerdings auf dem Hinterhof und im Erdgeschoss. Schühchen hatte zum ersten Mal in ihrem Leben einen Garten, und sie durfte zum ersten Mal raus! Und ja, es war wirklich zum ersten Mal. Der Fenstersturz zählt nicht als „raus dürfen“!
In der neuen Wohnung gab es natürlich auch unglaublich viel zu entdecken. Und Schühchen kann bekanntlich aus allem ein Spiel machen. Direkt nach dem Einzug in die neue Wohnung entdeckte sie zum Beispiel ihre Liebe zur Höhe – eine ihrer ersten Amtshandlungen bestand darin, auf den Spiegelschrank im Bad zu hüpfen.
Das Bad hielt aber noch weitere tolle Dinge bereit. Zum Beispiel das Waschbecken. Die Stiefelette erkannte, dass frisches Leitungswasser aus dem Wasserhahn kommt. Der Moment, ab dem sie begann, fast ausschließlich aus dem Wasserhahn zu trinken. Und wenn sie Durst hat, aber gerade niemand im Bad ist – kein Problem. Sie legt sich einfach ins Waschbecken und wartet, bis jemand kommt und den Wasserhahn aufdreht.
Die Badewanne findet sie auch klasse, aber vor allem, weil es da so schön rutschig ist. Am liebsten liegt sie in der Badewanne und fängt ihren Schwanz. Oder hält mich vom Duschen ab. Manchmal liegt sie aber auch einfach nur bescheuert drin rum.
Apropos bescheuert:
Außerdem entdeckte sie ihre Liebe zum Betten Beziehen. Seit der Schuh mir so fleißig dabei hilft, dauert es etwa 13 Mal länger als früher. Ist aber auch unendlich viel lustiger als früher.
Hund und Katz‘ wurden sich auch immer ähnlicher. Aber (fast) immer mit der nötigen Distanz.
Und abends, nach einem langen Tag voll Unfug und Schmuserei, da ist der Schuh müde. Dann legt er sich entweder auf meine Beine …
… kuschelt sich an meinen Hintern …
… krabbelt unter die Decke …
… oder schläft glücklich und zufrieden Hand in Pfote mit mir ein.
Bei diesem Text handelt es sich um eine Serie. Was, wie, wo, warum – die Antworten darauf finden Sie im ersten Teil.
Geschrieben von Adrenalyn
Autorin. Rechtsanwältin. Apfel-affin. Katzennärrin. Nervtötend.Corona-Make-up des Tages – 25.06.2020 – Ein Bluterguss ist kein Genuss
Servant – Serie auf Apple TV++